Wer heute das kleine idyllische Maifelddorf Mörz besucht, entdeckt im Ortskern eine Vielzahl von gut erhaltenen oder vorbildlich restaurierten Bruchsteinhäusern. Dazu gehört auch das Geburtshaus von Joseph Wolf, einem der bedeutendsten Tiermaler des 19. Jahrhunderts. Dieses Bauerngehöft (Römerstraße 11) wurde wahrscheinlich von Wolfs Großeltern um 1750 errichtet und entspricht mit seinem Krüppelwalmdach und der kleingliedrigen - fast schon kunstvoll anmutenden - Bruchsteinfassade der damals üblichen barocken Bauweise. Eine Scheune und ein Ökonomiegebäude sowie eine geschlossene Umfassungsmauer aus gleicher Zeit ergänzen das Ensemble. Heute zeigt sich das denkmalgeschützte Gebäude in einem ursprünglichen und umfassend renovierten Zustand.
Hier verbrachte der am 22. Januar 1820 als Mathias Wolf geborene spätere Künstler Joseph Wolf seine Kindheit und entwickelte in diesem Umfeld seine ausgeprägte Vorliebe für die Beobachtung und Skizzierung der Tiere in Wald und Flur.
Gegen den Willen seines Vaters, der ihn als Nachfolger für den elterlichen Bauernbetrieb vorsah, verließ er 1836 das elterliche Anwesen in Mörz, um in Koblenz eine Lehre in der Lithographischen Anstalt der Gebrüder Becker zu beginnen. Nach Beendigung seiner Ausbildung zum Lithographen kehrte Wolf 1839 nach Mörz zurück, um nach etwas mehr als einem Jahr auf der Suche nach neuer Beschäftigung nach Frankfurt zu reisen. Zunächst in Darmstadt bei Dr. Kaub und sieben Jahre später in Leiden (Holl.) bei Herrmann Schlegel erhielt er umfangreiche Gelegenheiten, sein herausragendes Talent sowohl als Vogelzeichner als auch als Lithograph unter Beweis zu stellen.
1848 gelangte der mittlerweile künstlerisch gereifte Wolf nach London, wo er mit Illustrationsaufträgen praktisch überhäuft wurde und sich zu einem herausragenden Tiermaler entwickelte.
Obwohl Joseph Wolf durch seinen langen Aufenthalt in London mehr und mehr zu einem "Engländer" wurde, besuchte er fast jährlich seine alte Heimatgemeinde Mörz.
Joseph Wolf starb 1899 in London.
Die Familie Wolf bewohnte das Anwesen bis etwa 1960 und veräußerte es 1995 an den heutigen Eigentümer.