2011

Plakat

Drei große Auftritte mit Goethes "Reineke Fuchs"

Mörzer Rezitäter brillierten im Schrumpftal

"Esst Ihr Mäuse so gern"? Dieser Frage Reinekens an den hungrigen Kater Hinze zu Beginn der Vorlesepassage Irene Ruscheinskys, ließen die Mörzer Rezitäter Mäuse folgen: weiße Schaummäuse. Dezent ins Publikum gereicht, sorgten sie für eine der vielen kleinen Überraschungen während der Aufführung von Goethes Fabel Reineke Fuchs.

Auch die dritte, außerplanmäßige Zusatz-Vorstellung in der romantischen Mörzer Steinsmühle im Schrumpftal war im Vorverkauf innerhalb weniger Stunden wieder einmal ausverkauft. Es hatte sich mittlerweile herumgesprochen, dass diese Lesung für alle Sinne einen kulturellen Höhepunkt des Maifeld-Sommers 2011 markiert. Und die gespannte Zuhörerschaft konnte sich wirklich auf eine heitere und ausdrucksstarke Inszenierung gefasst machen. Goethes Textvorlage, ohnehin schon spannungsgeladen, wurde von "Regisseur" Klaus Groß und den Rezitätern auf ein vorlesbares Maß gekürzt und mit allerlei zusätzlichen Einlagen bestückt. Dabei blieb die ursprüngliche Einteilung in zwölf s.g. "Gesängen" erhalten, dargeboten von jeweils eigenen Vorlesern ( Helmut von Scheven, Sonja Brungs, Klaus Groß, Irene Ruscheinsky, Walter Ritzenhofen, Pierre Schröder, Uschi Höppe, Sabine Heidermann, Dörte Schuda, Josef Luy, Lillemor Scheid und Irmi Steiner ) und jeweils angekündigt von einem Nummerngirl ( Bettina Kreiling ). Dazu mussten die Zuschauer häufiger den Platz wechseln.

Heinrich Webers alte Mühle bot für jedes Stückchen die richtige Kulisse: auf der Wiese, im Mühlenhof, im alten Gewölbekeller, in der Scheune und auf der Richtstätte gab es was zum Hören und Sehen. Immer wieder präsentierten die Mörzer dort passend zur Handlung ca. 30 großformatige Zeichnungen Wilhelm v. Kaulbachs ( 1846 ), die auf detailreiche Art die Geschichte um den tolldreisten Fuchs untermalten. Zwischendurch mischten sich zwei Hausangestellte Goethes in die Lesungen ein. "Teufelsjunge" Paul Götze, Schreiber und Kutscher des Dichterfürsten gab der neugierigen Köchin Charlotte Hoyer Antworten z.B. auf die Frage: "Wie geht datt denn jetscht weiter mit dem Reineke?" Ralph Ballhausen und Sandra Gries, beide gekleidet in historischen Gewändern, ernteten mit ihrer lebensnahen und humorvollen Darstellung dieser Figuren des öfteren Szenenapplaus und gaben dem Stück damit eine gewisse Leichtigkeit.

Ebenso müssen auch die vortrefflichen und wortgewaltigen Auftritte von drei weiteren Personen gewirkt haben. Der Pfaffe ( Josef Luy ) besudelte sich beim Kampf um seinen vom Fuchs gestohlenen Sonntagsbraten in einer Pfütze. Auch Jörg Wiederhold als Bauer, der einer Schlange aus der Schlinge half, hatte zu Kämpfen; allerdings um sein Leben. Wäre da noch der rasende Reporter ( Helmut von Scheven ), der den Kampf zwischen Fuchs und Wolf am Ende der Handlung im Radioreportagestil so eindringlich und emotional vortrug, dass man das Blut und den Staub der Arena förmlich riechen konnte. Das Publikum brüllte vor Vergnügen.

Vergnüglich auch der von Bernhard Wibben geleitete Chor, zusammengestellt aus den Ensemblemitgliedern, der mit stimmlicher Professionalität überzeugen konnte. Als vollkommen überraschend zeigten sich da die neu von Klaus Groß verfassten Reineke-Fuchs-Texte zu bekannten Melodien. Wären da noch die Technik-Füchse: unentbehrlich und top gerüstet: Mario Gail und Jörg Wiederhold.

Und die Schaummäuse? Vom Publikum dankbar verspeist! So wie viele weitere kleine, passend zur Handlung dargereichten Häppchen. War etwa vom Honigklau die Rede, gab es Honigschnitten; wurde der Hase Lampen vom Fuchs gefressen, lagen für alle Blutwurst-Hasen bereit und zum Fischfang mundeten die Makrelentörtchen. Marlene und Walter Kasper und Beate Neier kreierten diese kulinarischen Köstlichkeiten "goethegerecht" und warteten zusätzlich zur Pause und zum Schluss noch mit "Goethes Gaumenschmeichlern" auf. Unter der Begleitmusik von Shraw Beat wurde so noch mancher Teller und einige Gläser geleert. Nach dem gemeinsamen Schlusssatz genossen dann die Mörzer Rezitäter den verdienten Lohn ihrer monatelangen Vorbereitung: tosender Applaus und rundherum zufriedene und glückliche Gesichter.

Eine wahrhaft fabelhafte und großartige Vorstellung!


Der Trailer zu "Reineke Fuchs"

 


 Bilder einer Vorstellung

Reineke Fuchs

Hauptdarsteller:

Familie und Freunde:
Reineke Fuchs, seine Frau Ermelyn und etliche Kinder,
Reinekes Vater
Grimbart, der Dachs, Reinekens Neffe
Frau Rückenau, die kluge Äffin

Königshof und Gefolge:
König Nobel, der Löwe und seine Frau, die Königin
Bellyn, der Widder, Kaplan und Notar
Lampe, der Hase, ein Getreuer

Reinekes Feinde:
Isegrim, der Wolf und seine Frau Gieremund
Braun, der Bär, von Reineke auch Oheim genannt
Hinze, der Kater, auch Bote des Königs

Aus dem Volk:
Bauer Rüsteviel, auch Zimmermann
Der Pfaffe und sein Kapaun
Ein Bauer, der einer Schlange hilft

 

Mitwirkende

Zwischendialoge:
"Teufelsjunge" Paul Götze, Schreiber und Kutscher Goethes ( Ralph Ballhausen )
Goethes "garstige Köchin" Charlotte Hoyer ( Sandra Gries aus der Pfalz)

Es lesen vor:
1. Gesang: Helmut von Scheven, Sonja Brungs
2. Gesang: Klaus Groß
3. Gesang: Irene Ruscheinsky
4. Gesang: Walter Ritzenhofen
5. Gesang: Pierre Schröder
6. Gesang: Uschi Höppe
7. Gesang: Sabine Heidermann
9. Gesang: Dörte Schuda
10. Gesang: Josef Luy
11. Gesang: Lillemor Scheid
12. Gesang: Irmi Steiner

Es treten auf:
Nummerngirl: Bettina Kreiling
Pfaffe: Josef Luy, der Rheinhesse
Bauer: Jörg Wiedeholt, der Schromber
Reporter: Helmut von Scheven ( amerikanische Schule ! )

Chorleitung: Bernhard Wibben
Musikalische Begleitung: Shraw Beat (Michael Kollig & Gerry Andre)
Kulinarische Überraschungen und Bewirtung: Beate Neier, Marlene und Walter Kasper
Beleuchtung und Technik: Mario Gail und Jörg Wiedeholt
Gastgeber Haus und Hof: Heinrich Weber
Konzeption, Textbearbeitung und Projektleitung: Klaus Groß & die MörzerRezitäter